Der Jugendlichen aus Darstellen und Gestalten beschäftigten sich schon kurz nach den Sommerferien mit den Berufsbildern, die man an einem Theater vorfindet. Sehr schnell erkannten wir alle, dass „Theater“ etwas ist, was sehr vielseitig und entsprechend kaum mit wenigen Worten umschrieben werden konnte. Doch unsere Spurensuche setze sich fort und wir wuchsen zu echten Kultur Scouts im Distanzunterricht heran:
Wir betrachteten unterschiedliche Videoauszüge zu Inszenierungen und erkannten, dass der Blickwinkel entscheidend war. Denn alle Interpretationen waren der Spiegel von dem, wie jemand etwas wahrgenommen hatte.
So wurden auch wir in den nachfolgenden Wochen kreativ und schrieben zu einem uns unbekannten Bildimpuls eigene Ideen nieder. Wir tauschten uns untereinander über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede aus und waren selbst erstaunt, wie unterschiedlich unsere eigenen Geschichten geworden waren. Denn letztlich hatten wir doch alle das identische Bild betrachtet!
Neben Geschichten zu „Dracula“ durften wir herzergreifende Liebesgeschichten lesen, doch auch Kriminalfälle und Corona selbst – in Form eines Bösewichts, der die Menschheit fest in seinem Griff hält – waren das Resultat.
Bis dato wusste niemand der Jugendlichen, dass ihre Kunstwerke auf der Grundlage eines Buchcovers zu E.T.A. Hoffmanns Kunstmärchen „der Sandmann“ entstanden waren. Mit der Lüftung dieses Geheimnisses tauchten wir in die Ursprungsgeschichte des Sandmanns ein und bereiteten damit den Theaterbesuch am Westdeutschen Tourneetheater in Remscheid vor. Aufgrund des anhaltenden Lockdowns griffen wir auf einen uns zur Verfügung gestellten Link zurück und schauten gemeinsam in einer Doppelstunde die Interpretation zum Sandmann von dem Regisseur Thomas Ritzinger über Microsoft Teams. Für viele von uns war dies der erste Theaterbesuch! Es war eine großartige Erfahrung und dennoch haben wir gemeinsam beschlossen, dass wir irgendwann zusammen in ein „echtes“ Theater gehen werden. Denn die Atmosphäre des heimischen Jugendzimmers in Kombination mit einem Videolink über Teams ist nicht vergleichbar mit jener des echten Theaters – der Bestuhlung, dem Ton, dem Licht, …
Wir hatten unser Eindrücke zu der geschauten Inszenierung niedergeschrieben, uns darüber ausgetauscht und Fragen für den Regisseur formuliert, die wir ihm in einer Videokonferenz in der darauffolgenden Woche stellen wollten. Rückblickend war auch dieser Austausch für uns sehr gewinnbringend, denn neben allgemeinen Nachfragen zum Stück ermöglichte Herr Ritzinger uns einen Einblick in seinen Alltag als Regisseur und seine Arbeit am Theater. Nun konnten auch wir endlich nachvollziehen, warum ausschließlich die beiden Hauptdarsteller Nathanael und der Sandmann auf der Bühne zu sehen gewesen waren: Um das Stück auch während des Lockdowns einem Publikum präsentieren zu können, änderte der Regisseur sein Drehbuch. Übrig blieben zwei Schauspieler und die Aufzeichnung der Inszenierung, um das Stück in die Welt zu tragen. Dazu gehörten auch Abstandregeln – also eine Coronakonforme Darstellung.
Diese Idee gefiel uns so gut, dass auch wir in DG9 unsere eigenen Kunstwerke der vergangenen Wochen auf die „Bühne“ bringen möchten. Dazu durfte sich jeder eine Geschichte der Mitschüler*Innen aussuchen und sie nach seinen individuellen Vorstellungen umsetzen. Es entstehen gerade Kunstwerke in Form von Comics, Gedichten, Musikvideos, Ausdruckstanz, Stop Motion Videos, Fotoausstellungen und Hörspiele. Diese werden wir sammeln und unseren eigenen Kulturabend daraus schaffen. Dort können die Jugendlichen dann gemeinsam mit ihren Eltern unsere Ausstellung in Form eines Padlet besuchen, bestaunen und feiern! Unser herzlicher Dank gilt den KulturScouts Bergisches Land, die unsere Theatererfahrung ermöglicht haben!